Titelbild: Sattel nahe Tauernkopf © Evamaria und Primus Wecker Artikel verfasst von: Fritz
Tauernfenster (mittel, 452hm, 3:30h)
Spannende Wanderung durch eine steinige Wunderwelt: Unsere Alpen entstanden durch die Kollision von Kontinentalplatten, Verschiebungen und Hebungen, Verfaltungen und Übereinanderstapeln von unterschiedlichen Gesteinsarten. Dies führte in einem Teil der Ostalpen zu einem geologischen Phänomen: Gesteine aus tiefen Erdschichten, unseren Blicken sonst überall verborgen, erhoben sich kuppelartig zur Erdoberfläche und schoben die darüber liegenden Gesteinsdecken zur Seite – das Tauernfenster war entstanden. Es umfasst den Zentralalpenkamm zwischen dem Brenner und dem Katschberg, besonders schön ausgeprägt in den Hohen Tauern. Dort finden wir nah beieinander die ungewöhnlichsten Gesteinsarten, vom harten, verwitterungsbeständigen Prasinit, der so schöne Formen ausgeprägt hat wie den schroffen Spitz des Großglockners, bis zum weichen Glimmerschiefer am Fuscherkarkopf, dessen sandiger Abrieb das Phänomen Gamsgrube entstehen ließ. Nördlich des Scharecks gesellt sich eine weitere steinige Besonderheit hinzu: eine Karstlandschaft aus Kalkgestein mit Karren, Dolinen, Schächten und einem kleinen Höhlensystem, eine Sensation im Zentralalpenkamm! Diese geologische Wunderwelt konzentriert sich mit all ihren Varianten auf kleinstem Raum zwischen dem Hochtor und dem Schareck, geradezu eine Herausforderung für einen Wanderweg und Geo-Trail. Auf einer großartigen Weganlage informieren wir uns über die geologischen Phänomene, genießen eine grandiose Aussicht und begegnen dabei den unterschiedlichsten Pionierpflanzen, die den kurzen Hochgebirgssommer nutzen, um mit zarten Blütenpolstern und tiefen Wurzeln die sensible Erdoberfläche, vor allem den feinen Flugsand, zu befestigen. Insgesamt eine tolle, aussichtreiche und informative Rundwanderung im “Tauernfenster”.
Tauernfenster – Präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Bergverlag Rother. Die Tour ist zu finden im Wanderführer Kärnten von Evamaria Wecker. Ergänzungen in kursiv von Bergtour-Online.de |
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Zusammenfassung Tauernfenster
- Tourentyp: Wanderung
- Schwierigkeit: mittel
- Gehzeit: 3.30h
- Höhenmeter Aufstieg: 452m
- Höhenmeter Abstieg: 452m
- Strecke: 7.3 km
- Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln: ja
- Einkehr unterwegs: ja
- Für Kinder geeignet: ja
Anfahrt & Details Tauernfenster
Talort: Heiligenblut, 1288 m, am Südportal der Glockner-Hochalpenstraße.
Ausgangspunkt: Auf der mautpflichtigen Glockner-Hochalpenstraße (Infos unter www.grossglockner.at) bis zum Hochtor-Südportal, 2504 m, großer Parkplatz rechts der Straße; oder Bergstation der Schareck-Seilbahn, 2552 m.
Adresse für Navi: Untertauern 24, 9844 Heiligenblut, Österreich, zur Sicherheit die Koordinaten: 47.080793, 12.841762, direkt nach Tunnel, Google Routenplaner
Verkehrsmittel: Busverbindung von Heiligenblut zum Hochtor, Fahrplan unter www.nationalpark-hohetauern.at/wanderbus. Seilbahn – Bergbahn Heiligenblut – Schareck, Betriebszeiten Mitte Juni – 30.6. und 1.9. – Mitte September nur Di, Fr und So, 1.7. – 31.8. täglich 9.30 – 16.00 Uhr (letzte Talfahrt), www.gross-glockner.at.
Höhenunterschied: 420 Hm.
Anforderungen: Landschaftlich sehr abwechslungsreiche, wenig anstrengende Bergwanderung auf guten Wegen, im Abstieg vom Schareck sollte man schwindelfrei sein; Gegenanstiege gut 150 Hm.
Einkehr: Raststätte am Hochtor; Restaurant an der Bergstation der Schareck-Seilbahn (Link Infos & Öffnungszeiten).
Tipp: Naturkundlicher Führer »Geo-Trail Tauernfenster« des Österreichischen Alpenvereins informiert bestens über die Geologie entlang des Rundwegs und liefert interessante Detailinformationen zu den 15 Haltepunkten am Weg, zu beziehen über den ÖAV Innsbruck, www.alpenverein.at, in den Nationalparkinformationsstellen Mallnitz und Heiligenblut sowie am Glocknerhaus.
Wegpunkte
Parkplatz Hochtor (2504m) – Tauernkopf (2626m) – Mauskarscharte (2507m) – Schareck (2606m) – Roßköpfl (2588m) – Parkplatz Hochtor
Auf- und Abstieg Tauernfenster
Die Rundtour können wir gleichermaßen am Hochtor als auch am Schareck beginnen. Wir wählen das Hochtor-Südportal als Ausgangspunkt (und sind damit unabhängig von den Betriebszeiten der Seilbahn), überqueren die Passstraße und steigen zum Hochtor auf, einem Sattel westlich des Tauernkopfes, 2575 m, und von dort auf einem Schottersteig über den Westrücken zum Gipfel des Tauernkopfs (auch Tauernkogel genannt), 2626 m. Weit breitet sich die sandige Hochfläche, mit dem schwarzen Gupf des Roßköpfls in der Mitte, vor uns aus.
Über feinsten weißen Sand wandern wir bergab in eine Mulde, 2570 m, und folgen der Beschilderung des Geo-Trails zum Schareck nach rechts. Wir wandern weiter bergab, vorbei an interessanten Fels- und Geländeformen und erreichen unterhalb der Felsbarriere »In den Wänden« eine Karsthochfläche. Nahezu eben wandern wir über das Karstplateau bis in das Pistengelände des Scharecks und steigen auf einer Schotterpiste mit schönem Blick zum Großglockner zum Schareck, 2606 m, mit seiner großartigen Rundsicht auf. Vom Gipfel folgen wir dem Strom der Bergwanderer nach Norden, über eine Grasflanke bergab zum Ansatz des Nordgrates.
Auf schmalem Grat, hervorragend versichert mit Drahtseil und Geländer, steigen wir ab in die Mauskarscharte, 2507 m, und haben damit das abenteuerlichste Wegstück hinter uns. Von der Scharte haben wir einen interessanten Blick nach Osten in das Große Fleißtal, ein eiszeitliches Trogtal, und zum Hocharn, dem höchsten Gipfel in der Goldberggruppe. Dann geht es gemütlich weiter, wir bummeln über die Karsthochfläche von »In den Wänden« und steigen über weichen Sand aufwärts zum schwarzen Felsgipfel des Roßköpfls, 2588 m, genau östlich des Tauernkopfs. Über weichen Sandboden gehen wir nach Westen zum flachen Gipfel, wo sich unsere Runde schließt, und kehren auf unserem Aufstiegsweg zurück zum Hochtor-Südportal.
Rother Wanderführer
Erhältlich als Taschenbuch oder in der Rother Touren App |
Hallo und Danke für den informativen Artikel! Sehr schön Tipp.