Schöne Bergwanderungen, Bergtouren und Klettersteige in den Bayerischen Voralpen, Tirol, Karwendel, Chiemgau, Wettersteingebirge und vielen anderen Gebieten - Und das dazu passende Outdoor-Equipment im Test. Viel Spaß!
Die Kletterführe “Leberle” (V-) auf die Scharnitzspitze ist ein alpines Schmuckstück aus dem Jahre 1905. Die Route führt über eine steile Rampe zu einem “engen, teuflisch glatten Kamin”. Die Absicherung ist passabel aber nicht überbohrt. Man sollte also den ein oder anderen Keil und kleine bis mittlere Friends mitführen, um die abgespeckte Kletterei in der sonnigen Südwand genießen zu können. Typisch für die frühen Routen des letzten Jahrtausends ist die strenge Bewertung: Wer sonst über einen 4er lächelt, wird spätestens im Kamin eines Besseren belehrt. Die “Leberle wird nicht so oft begangen wie die benachbarte Siemens/Wolf an der Schüsselkarspitze, was wohl an den wenigen lohnenden Kletterpassagen liegt.
Fazit: Kurze und abwechslungsreiche Alpinkletterei aus einer anderen Zeit.
Zusammenfassung Scharnitzspitze “Leberle”
Art: Klettertour
Höhenmeter: 1200hm im Auf- und Abstieg
Gehzeit: Aufstieg ca. 5:00h, Abstieg ca. 3:00h (davon: 2h Klettern Aufstieg, 1:00h Abstieg/Abseilen)
Kondition: hohe Anforderungen; nur ausdauernden Sportlern zu empfehlen
Technik: Meist wegloses Gelände im Fels ohne Markierungen. Deutliche Absturzgefahr in heiklem, exponiertem Gelände. Sehr guter Orientierungssinn, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig. Zudem ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln.
Im Detail: A 95 München-Garmisch -> Garmisch -> Mittenwald -> Leutasch -> Schilder „Gaistal“ folgen ins Gaistal und auf Parkplatz P2 „Stupfer” parken. Parkgebühr 5€ pro Tag (max. 3 Tage; Stand: 2023).
Man folgt zunächst den Schildern „Wettersteinhütte“ gegenüber der Parkplatzeinfahrt bis zur Hütte. Von dort steigt man über die Wangalm zum Gedenkblock im oberen Scharnitztal und weiter ins Scharnitzjoch. Von hier nordwärts zum Wandfuß über den Kammrücken. Zuletzt einige Meter nach links (Westen) absteigen bis hinter einen riesigen Block, von dem die gut sichtbare Rampe nach oben führt (ca. 2:30h).
Routenbeschreibung Leberle
Vom Einstieg folgt man der offensichtlichen Rampe für drei Seillängen luftig und stellenweise ausgesetzt nach oben. Die Rampe ist abwechslungsreich durch Kamine, Verschneidungen und Platten gekennzeichnet und erreicht nur punktuell den unteren vierten Grad. Die vierte Seillänge ist definitiv die Schlüsselseillänge (IV+): Zunächst muss man in den “engen und teuflisch glatten Kamin” (Zitat: R. Goedeke) hineinkommen. Dann muss man sich zentimeterweise höher stemmen, klemmen und ziehen. Einen Rucksack lässt man definitiv besser am Wandfuß zurück, zu eng ist der Kamin (Tipp vom Autor dieser Zeilen, der seinen Rucksack mit einer Reepschnur nachgezogen und dabei teuflisch geflucht hat). Im Kamin erreicht man einen kleinen Überhang, bei dem man den Kamin nach links verlässt und den Überhang damit umgeht. Leicht linkshaltend erreicht man über eine Rampe den nächsten Stand (III) und zuletzt über eine Platte den Ostgrat der Scharnitzspitze (III).
Abstieg Scharnitzspitze “Leberle”
Vom Ausstieg auf dem Ostgrat der Scharnitzspitze klettert man über den Grat bis zur Wangscharte hinab (II). In der Wangscharte befindet sich eine eine kreisförmige Mauer aus Steinen unterhalb derer sich ein massiver Abseilhaken befindet: nun einmal 15 Meter, dann 2x25m oder einmal 50m zum Wandfuss abseilen. Der weitere Abstieg entspricht dem Aufstiegsweg.
Hinweise
Einkehrmöglichkeit: Wettersteinhuette, Mitte Mai – Anfang November & 27. Dezember – Ostern, im Winter Montag Ruhetag, Nov-Dez teilweise am Wochenende geöffnet (Website checken), Tel.: +43 660 3462100
Ein Topo ist im Führer “Wetterstein Süd” des Panico Verlags oder im Auswahlführer “Bayerische Alpen Nordtirol” von Richard Goedeke zu finden.
