Titelbild: Auf dem Blassengrat Artikel verfasst von: Benedikt
Hochblassen – Blassengrat (III, 1100hm, 9h)
Der Blassengrat auf den Hochblassen (2706m) ist eine klassische Klettertour im Wettersteingebirge und ein echtes Schmankerl für Gratliebhaber! Herrliche Hochgebirgslandschaft, schöne Kletterpassagen in gutem Fels und absolute Einsamkeit zählen zu den Highlights dieser grandiosen Tour. Um den Blassengrat genießen zu können, sollte man über große Ausdauer verfügen und sich ungesichert über viele Kilometer in äußerst ausgesetztem Gelände bewegen können. Wir empfehlen den Blassengrat als Tagestour mit Unterstützung der Alpspitzbahn, solange diese im Sommerfahrplan verkehrt (8:00 bis 17:30 Uhr). Sehr lohnende Gratkletterei für versierte Alpinbergsteiger!
Zusammenfassung Blassengrat
- Art: Klettertour
- Höhenmeter: ca. 1100hm im Auf- und Abstieg
- Gehzeit: Zustieg: 2h, Grat: 5h, Abstieg: 2h
- Kondition: sehr hohe Anforderungen; nur ausdauernden Sportlern zu empfehlen
- Technik: Wegloses Gelände im Fels ohne Markierungen. Deutliche Absturzgefahr in heiklem, exponiertem Gelände. Sehr guter Orientierungssinn, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig. Zudem ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln.
- Ausrüstung: Bei trockenen und schneefreien Verhältnissen reicht Wanderausrüstung plus ein 50m Seil, Gurt und Abseilgerät, Helm und Stirnlampe. Wenn gesichert wird: Komplette Kletterausrüstung
- Rundtour: ja
Anfahrt Blassengrat
- Adresse fürs Navi: Am Kreuzeckbahnhof 12, 82467 Garmisch-Partenkirchen, Deutschland
- Google Routenplaner
- Im Detail: A95 München Garmisch bis Autobahnende und weiter über Oberau Richtung Garmisch. Nach Tunnel rechts Richtung Fernpass abzweigen und nach 5,4km links in die Kreuzeckbahnstraße abzweigen und bis zum großen Wanderparkplatz an der Kreuzeck- und Alpspitzbahn parken.
Anreise mit der Bahn: sehr gute Anbindung von München Hbf mit ca. 1:15h Fahrzeit. Tipp: Werdenfelsticket beinhaltet Zugspitzbahnfahrt bis Eibsee!
Wegpunkte
Alpspitzbahn Bergstation (2020m) – Alpspitze Nordwandsteig – Stuibensee – Hoher Gaif (2289m) – Blassenspitze (2420m) – Hochblassen (2703m) – Grießkarscharte (2465m) – Alpspitze (2628m) – Alpspitz-Ferrata – Alpspitzbahn Bergstation
Aufstieg Blassengrat
Zustieg
Mit der ersten (!) Gondel zur Bergstation am Osterfelderkopf. Von dort quert man leicht ansteigend auf dem Nordwandsteig die Nordflanke der Alpspitze und gelangt so in den Bernadeinsattel. Weiter hinab zum Stuibensee. Kurz hinter dem See befindet sich ein Schuttfeld mit markanten Steigspuren, die zu einer drahtseilversicherten Rinne führen. Über diese hinauf und danach leicht links haltend auf den grasigen Rücken, der zum Ostgrat des Hohen Gaif führt. Über den felsigen Grat gelangt man in leichter Kletterei (II) zum Gipfel des Hohen Gaif (2298m; ca. 2h ab Bergstation).
Route Blassengrat
Vom Gipfel des Hohen Gaif zeigt sich in aller Eindrücklichkeit die ganze Länge des Blassengrates – es gibt viel zu tun und die Schwierigkeiten lassen nun auch nicht mehr auf sich warten: Nach kurzem Abklettern in einen Sattel wird der erste Turm (“Schartenturm”) über die Kante direkt erstiegen (III), bis man kurz unterhalb des höchsten Punkts zu Abseilschlingen um einen Block gelangt. Hier 20 Meter auf der Nordseite schräg über eine Verschneidung in eine Scharte abseilen oder sehr luftig abklettern (III, Fixseil zum Hinunterhangeln vorhanden). Jenseits der Scharte mittels Spreizschritt zu einem Block mit Haken. Nun noch nordseitig ein paar Meter hochklettern, auf die Südseite wechseln und über ein steiles Band aufsteigen, bis man eine weiße, lange Schlinge in wenigen Metern Entfernung baumeln sieht: hier nicht weiter geradeaus (Verhauer!), sondern rechts über eine Platte zum Grat aufsteigen.
Bis zur Blassenspitze folgt man meist direkt dem Gratverlauf und weicht, den Steigspuren folgend, gelegentlich auf die Nord- oder Südseite aus. Vom Gipfel der Blassenspitze führt der Grat steil hinab zur nächsten Scharte. Bevor er diese erreicht, biegt er sich nach Norden und wird nochmal richtig scharf (beliebtes Fotomotiv).
In der Scharte angekommen findet man nach Norden den markierten Notabstieg per Abseilen oder den Weiterweg durch die Südflanke: Man folgt aufmerksam den Steinmännchen durch die südseitige Flanke um weiter oben wieder den Grat zu erreichen. Am Grat weiter bis zu einer Abseilstelle: Hier 15-20m auf Schuttbänder abseilen und vorbei an einem Felsturm über nordseitige Bänder zurück zum Grat.
Die Schwierigkeiten nehmen nun deutlich ab, der Weg zum Gipfel ist aber noch weit. Endlich am Gipfel angekommen, sollte man sich getrost eine kurze Pause gönnen, denn der Abstieg fordert nochmals Konzentration und Oberschenkel!
Abstieg Hochblassen
Vom Gipfel weiter zum Signalgipfel und dort nach Norden in einer mit Eisenstiften verschönerten Verschneidung abklettern bis in eine Scharte. Dort nach Südwesten durch eine Kaminrinne mit Hilfe von Fixseilen in wildes Schuttbett und weiter bis zu einem Felsenfenster auf der linken Begrenzungsseite. Durch das Fenster (oder rechts davon) kurz abklettern und auf Steigspuren erneut auf die Südseite des Grates wechseln. Dort leicht absteigend weiter Richtung Westen queren und zuletzt über eine kurze Rinne wieder auf die Nordseite wechseln, wo man unvermittelt auf dem “Jubiläumssteig” steht.
Nun nach Norden über Platten und Geröll (stellenweise Drahtseile) größtenteils absteigend zur Grießkarscharte. Nun wieder aufsteigend geradeaus zum Gipfel der Alpspitze und über die Alpspitz-Ferrata zurück zum Ausgangspunkt.
Hinweise
- Wer die Tour – wie hier beschrieben – an einem Tag plant und deshalb auf die Öffnungszeiten der Alpspitzbahn angewiesen ist, sollte den Schwierigkeiten wirklich gewachsen sein: routinierter Bergsteiger, der auch alpin klettert, zügig unterwegs ist und die Alpspitz-Ferrata (Schwierigkeit B) ungesichert absteigen kann! Sonst ist die letzte Bahn weg und es gibt lange Gesichter und einen weiteren 2 Stunden Abstieg ins Tal. –> Wer sich nicht sicher ist, ob der die Gehzeiten einhalten kann, sollte im Kreuzeckhaus nächtigen und entsprechend früh aufbrechen. Vom Kreuzeckhaus gelangt man über den leichten Klettersteig Schöngänge auch zum Stuibensee.
- Im Abstieg kann man kurz vor Erreichen des Alpspitzgipfels eine Abkürzung zur Ferrata wählen; ca. 20 Minuten Zeitersparnis
- Einkehrmöglichkeit: unterwegs keine; am Ende der Tour Alpspitzbahn Bergstation am Osterfelderkopf
- Fahrpläne Alpsitzbahn
- Ein Topo ist bei sirdar.de erhältlich
- Schöne Verlängerung: Verbindung von Blassengrat und Jubiläumsgrat mit Übernachtung in der Biwakschachtel hinter der Äußeren Höllentalspitze.
Karte & Höhenprofil (nur approximativ!)
- Tipp: Tourenbericht und GPS-Track offline nutzen >
Bilder Blassengrat
Bewertung der Tour
Zusammenfassung: Traumhafter Grataufstieg in absoluter Einsamkeit. Tipp!
Tolle Tour. Haben wir August 2023 mit 40m Halbseil gemacht für die 2 Abseilstellen auf dem Grat, sonst alles frei.
Hallo Ingo, herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Tour und Deine Hinweise eurem Seilhandling! Viele Grüße, Benedikt
Bin den Grat 1957 geklettert 16 Jahre alt, sehr schön mit toller Aussicht.Damals waren noch nicht soviele Drahtseile oder Kletterhilfen.
Habe in der Hochalm übernachtet und sind im dunklen früh raus, Gratwanderung etwa 7-8 std.
Der Rückweg war hart Oberschenkel..
Nur für Schwindelfreie ansonsten super!!