Titelbild: Geiselstein Artikel verfasst von: Benedikt
Geiselstein Südverschneidung (V, 1140hm, 6:45h)
Die Geiselstein Südverschneidung ist zurecht ein Kletterklassiker in den Ammergauer Alpen! Die formschöne Pyramide aus bestem Wettersteinkalk wird oftmals als das Matterhorn der Ammergauer Alpen bezeichnet. Die hier beschriebene Route durch die Südverschneidung führt steil und sehr exponiert durch die Südwand des Geiselsteins und hält sich dennoch mit den Schwierigkeiten zurück. Die Schlüsselstelle am Beginn der Verschneidung ist eine enge, abdrängende Stelle im fünften Schwierigkeitsgrad, die zudem stark abgespeckt ist. Doch dieses kleine Manko ist schnell vergessen, denn die eigentliche Verschneidung bietet griffigen, festen Fels mit sehr schönen Kletterstellen und macht richtig Laune! In Summe äußert lohnende und bestens abgesicherte Plaisir-Kletterei, die idealerweise mit einer Biketour im Zustieg und gegebenenfalls mit einer Überschreitung der Hochplatte verbunden wird!
Zusammenfassung
- Art: Klettertour
- Höhenmeter: 1140 hm im Auf- und Abstieg, davon 260 hm Klettern
- Dauer gesamt: 6:45h ohne Pausen, davon Aufstieg ca. 2:30h (MTB: 1:15h + Zustieg: 1:15h), Klettern: 2:15h, Abstieg 2h (Abstieg: 1:30h + MTB: 0:30h)
- Kondition: hohe Anforderungen; nur ausdauernden Sportlern zu empfehlen
- Technik: Deutliche Absturzgefahr in heiklem, exponiertem Gelände. Sehr guter Orientierungssinn, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig. Zudem ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln.
- Ausrüstung: Kletterausrüstung, Materialtipp siehe Hinweise
Anfahrt Geiselstein
- Adresse fürs Navi: Am Mühlbach 100, 87642 Halblech
- Anfahrt Geiselstein: Google-Routenplaner
- Im Detail: Nach Halblech an der B17 im Allgäu. Im Ort Richtung Kenzenhütte abzweigen und hinter der Brücke am Wanderparkplatz parken.
Wegpunkte
Halblech (830m) – Wankerfleck Bikedepot (1170m) – Geiselsteinjoch (1730m) – Geiselstein (1882m) über Südverschneidung – Geiselsteinjoch über Normalweg – retour auf gleichem Weg
Zustieg mit MTB
Von Wanderparkplatz Kenzenhütte in Halblech fährt man auf geteerter Straße hinein ins Halblechtal, dann auf gut ausgebauten Forstwegen über das Lobental zum Bockstallsee und von dort in den südwestlichen Winkel des Wankerflecks (einer Hochalm). Hierzu folgt man stets der Beschilderung Richtung Kenzenhütte, ab Erreichen des Wankerflecks der Beschilderung Richtung Geiselsteinjoch. Am Ende des Forstweges stellt man die Radl ab (Bikedepot; bis hier ca. 1:15h) und folgt dem markierten Pfad zu Fuß hinauf zum Geiselsteinjoch (ca. 1:15h ab Bikedepot). Vom Geiselsteinjoch steigt man ostseitig einige Meter ab, bis Steigspuren über ein Schuttfeld zum Einstieg der Südverschneidung links einer schwarzen Gedenktafel führen.
Zustieg mit dem Shuttle
Alternativ kann man sich mit dem stündlich verkehrenden Kleinbus zum Wankerfleck bringen lassen. Fahrplan siehe hier. Dann wie oben beschrieben der Beschilderung zum Geiselsteinjoch folgen und von dort zum Einstieg.
Route Südverschneidung
Links der Gedenktafel ca. 25 Meter in Richtung Osten über Schrofen hinaufklettern (II) zum felsigen Wandfuß mit Klebehaken – dort Einstieg (im Topo ist ein Haken direkt links der Gedenktafel eingezeichnet, dieser war bei unserem Besuch nicht zu finden…). Nun weitere 20 Meter zu großem Ringhaken hinauf (IV). In der zweiten SL weiter Richtung Osten einfach über Schrofen bis an den Fuß der Südverschneidung (I-II).
Nun über die speckige Schlüsselstelle in die plattige Verschneidung (V (Stelle), sonst IV). Vom Stand steigt man äußerst ausgesetzt weiter über eine kurze Steilstufe, danach in kurzem Richtungswechsel in Richtung Westen durch eine Blockrinne in eine Nische (IV-). Aus der Nische steil nach oben auf den zweiten Teil der plattigen Verschneidung bis zu einem knorrigen, alten Baum (IV). Weiter über ein letztes, plattiges Steilstück in Schrofengelände mit großer Höhle (IV; Vorsicht Steinschlag sehr leicht auszulösen!) und zuletzt aus der Höhle über Schrofen zum Ausstieg knapp neben dem Gipfel (3+).
Abstieg Geiselstein
Vom Gipfel über den Normalweg (deutliche Steigspuren und rote/weiße Wegmarkierungen) über eine breite Schrofenrinne absteigen/abklettern (II). Am Fuß des felsigen Gipfelaufbaus über Steiglein rund um den Gipfel zurück zum Geiselsteinjoch. Von hier auf Aufstiegsweg zurück zum Radldepot und nun beschwingt zurück nach Halblech (mehrere Bademöglichkeiten entlang der Strecke!).
Hinweise
- Ein Topo ist bei bergsteigen.com zu finden.
- 60 m Einfachseil, 8 Expressschlingen, Helm, Standplatzausrüstung. Wir haben keine mobilen Sicherungsgeräte (Klemmkeile, Friends) benötigt, da Klebehaken in beruhigenden Abständen vorhanden sind. Der Verzicht auf mobile Sicherungsgeräte ist aber kein Tipp – jeder Begeher hat eigenverantwortlich Sorge für ausreichende Ausrüstung zu tragen!
- Die beiden Einstiegs- und Ausstiegsseillängen sind brüchig und verlangen gefühlvolle Fortbewegung – auch zum Wohle nachsteigender Seilschaften.
Bilder
Karte & Höhenprofil
- Tipp: Tourenbericht und GPS-Track offline nutzen >
Bewertung der Tour
Zusammenfassung: Gut abgesicherte Klettertour mit sehr schöner Kletterei! Etwas umständlicher und länglicher Zustieg, allerdings durch wunderbare Natur!
Also wir haben die Tour am Wochenende gemacht, die Kletterstellen sind gut zu bewältigen. Beim Einstieg muss man aufpassen ein wenig weiter links geht eine weitere Tour hoch. Da waren gerade welche in der Tour daher haben wir uns ablenken lassen und sind in die versehentlich eingestiegen. Man merkt aber schnell dass es eine andere Liga ist. In der 4SL muss man aufpassen da muss man um den Stein gehen um den Stand zu finden, wenn man rechts sucht sieht man eine Expresse hängen die zur falschen Einschätzung der Route führen kann. Oben angekommen wurde es dann wirklich heikel. Es gibt kein Hinweis wo der Abstieg startet. Lediglich ein gestapelter Steinhaufen ist zu finden und wir haben uns eingebildet das es wohl da losgehen könnte. Wenn man vor dem Abstieg steht kann man sich nicht vorstellen dass es dort hinunter gehen soll. Markierungen (rot/weiß oder rot) wie beschrieben gibt es im oberen Bereich nicht. Wir konnten uns nur immer wieder an den Bohrhaken orientieren. Und ja ein falscher Tritt und na ja…. Eine wirkliche Orientierung ist ab der Hälfte vom Abstieg möglich, dort wo die Schrauben als Tritthilfe im Fels geschraubt sind. Dort findet man dann auch rote Punkte. Wenn man mit dem Shuttelbus zum Start gefahren ist sollte man vielleicht nur die Hinfahrt kaufen wir haben den Bus verpasst und durften die 2h zurück laufen. Es war eine unvergessliche Erfahrung, wenn der Abstieg besser markiert wäre könnte man von einem gelungen Tag berichten.
Servus Udo,
danke für Deinen Kommentar und Glückwunsch zu dieser schönen Klettertour! Wir hatten keine Probleme, den Abstieg über den Normalweg zu finden, der eigentlich unkritisch ist. Vom Gipfel sind wir wenige Meter zurück zum Ausstieg der Tour und danach noch einige Meter weiter auf dem deutlich ausgetretenen Steig. Dann führt der Normalweg zwar steil, aber gut machbar nach unten. Es hört sich so an, dass ihr einen falschen Abzweig erwischt habt?!
Viele Grüße,
Benedikt
Nein wir hatten schon den richtigen Weg erwischt, allerdings war die Sicht nicht gerade berauschend und den Weg nach unten abzuklettern ohne zu wissen ob man auch richtig ist fand ich nicht gerade prickelnd. Ab der unteren Hälfte sind die Markierungen ja vorhanden, warum beim Einstieg und in der oberen Hälfte keine sind kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Gruß
Udo
Die Tour sieht auf dem Papier leichter aus als sie ist. Sowohl von der Länge als auch der Absicherung. Deshalb eher nichts für Anfängerseilschaften. Ein erfahrener Kletterer sollte dabei sein.
Hallo Michael,
vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich gebe Dir recht, dass die Tour Alpinklettererfahrung erfordert und keinesfalls mit einem „Hallen-Fünfer“ verglichen werden sollte. Relativierend sind die Schwierigkeiten aber auf wenige Kletterstellen beschränkt und die Absicherung durchaus gut.
Viele Grüße
Benedikt
Die Tour sieht auf dem Papier leichter aus als sie ist. Sowohl von der Länge als auch der Absicherung. Deshalb eher nichts für Anfängerseilschaften. Ein erfahrener Kletterer sollte dabei sein.
Die Tour sieht auf dem Papier leichter aus als sie ist. Sowohl von der Länge als auch der Absicherung. Deshalb eher nichts für Anfängerseilschaften. Ein erfahrener Kletterer sollte dabei sein.