Titelbild: Piz Morteratsch Artikel verfasst von: Benedikt
Piz Morteratsch (I, 1400hm, 6:30h)
Der Piz Morteratsch (3751m) ist eine gewaltige Eispyramide in der Bernina-Gruppe im Schweizer Kanton Graubünden. Weitaus weniger bekannt als seine direkten Nachbarn – Piz Bernina und Piz Palü – ist der Piz Morteratsch dennoch eine überaus lohnende Hochtour. Bezaubernder Sonnenaufgang, leichte Felskletterei, scheebedeckte Bergflanken und eine nicht zu übertreffende Aussicht auf den „Festsaal der Alpen“ – was kann eine Hochtour mehr bieten? Die hier vorgestellte Tour führt von der Boval-Hütte über den Gipfel zur Tschierva-Hütte und bietet so die Möglichkeit einer ausschweifenden Rundtour mit Endpunkt Pontresina oder einer Besteigung des Piz Bernina oder Piz Roseg am folgenden Tag.
Zusammenfassung Piz Morteratsch
- Art: Hochtour (PD, wenig schwierig)
- Höhenmeter: 1385hm im Auf- und Abstieg
- Gehzeit: Aufstieg ca. 4:00h, Abstieg ca. 2:30h
- Kondition: hohe Anforderungen; nur ausdauernden Sportlern zu empfehlen
- Technik: Teilweise wegloses Gelände in Fels und Eis, mit Unterbrechungen markiert. Absturzgefahr in exponiertem Gelände. Kletterstellen bis II (UIAA). Guter Orientierungssinn, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig. Zudem ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln. Bergführer empfehlenswert!
- Ausrüstung: Hochtourenausrüstung
- Rundtour: ja
Anfahrt Piz Morteratsch
- Adresse fürs Navi: Morteratsch 4, 7504 Pontresina, Schweiz
- Routenplaner: Anfahrt Piz Morteratsch
- Im Detail: Von München über Garmisch und Fernpaß nach Imst. Dort kurz auf die A12 Richtung Bregenz/Arlberg und beim Knoten Oberinntal wieder abfahren. Nun immer weiter der Beschilderung nach St. Moritz folgen. Kurz vor St. Moritz zweigt eine Straße nach Pontresina ab. Ca. 5km hinter Pontresina zweigt eine kleine Straße nach Morteratsch ab; am Ende kostenpflichtiger Parkplatz (9€ erster Tag, 6€ Folgetag; Stand: 2014).
Wegpunkte
Morteratsch (1895m) – Bovalhütte (2495m) – Fuorcla Boval (3347m) – Piz Morteratsch (3751m) – Tschierva Hütte (2573m)
Aufstieg Piz Morteratsch
Vom Parkplatz in Morteratsch wandert man leicht ansteigend taleinwärts und lässt nach wenigen Metern die Bahnstation der Rhätischen Bahn hinter sich. Der Weg zur Boval-Hütte zweigt nun rechts ab und führt nun ohne Unterbrechung am Moränenrand durch wunderschönen Bergwald zur Hütte. Oftmals bieten sich atemberaubende Blicke auf den Gletscher und die dahinterliegenden Felsriesen. Kurz vor Erreichen der Hütte steilt der gute und bestens markierte Weg deutlich auf. Über einige ausgesetzte Passagen mit Drahtseilsicherung erklimmt man die Felsstufe, auf der die Boval-Hütte thront (ca. 2:00h vom Parkplatz).
Um 5 Uhr morgens startet man noch in der Dunkelheit von der Hütte auf einem deutlichen Steig der westwärts bergauf führt. Später verliert sich der Steig in einem steilen Schuttkar (Gianda Boval), das nun mühsamer erklommen wird. Eine erste Felsstufe wird schnell überwunden, danach führt ein Firnfeld an den steilen Felsaufschwung, der zur Bovalscharte führt (u.U. hier Steigeisen notwendig). Der Weg führt gut markiert und stellenweise mit Bohrhaken gesichert in bestem Fels nach oben. Die Kletterei ist nie schwer (I), kann aber bei Schneeauflage oder Vereisung durchaus heikel sein! Nach ca. 2:30h ist die Bovalscharte (Fuorcla Boval, 3347m) erreicht. Jenseitig kurz auf den Gletscher abklettern und Steigeisen anlegen.
Man folgt den meist vorhandenen Steigspuren nach links (Süden) immer entlang der Felsen und erklimmt so den breiten Rücken, der zum Gipfel des Morteratsch führt. Zuletzt steil (40°) den Firnhang hinauf und nun wieder unschwierig zum felsigen Gipfel des Morteratsch (3751m); ca. 1:30h ab Bovalscharte. Von hier atemberaubender Rundumblick in den „Festsaal der Alpen“ (Walther Flaig) bzw. das „Silberschloss der Alpen“ (Luis Trenker) mit gegenüberliegendem Bianco-Grat und den Palü-Pfeilern.
Abstieg Piz Morteratsch
Vom Gipfel wieder auf dem Aufstiegsweg bis kurz vor die Bovalscharte. Nun quert man den Gletscher in Richtung gegenüberliegenden Piz Tschierva bis zum jenseitigen Ufer und steigt nahe des Gletscherrandes bergab. Am unteren Ende des Gletscher hält man Ausschau nach Steinmännchen und verlässt den Gletscher an geeigneter Stelle. Nun über Moränenschotter steil bergab, bis sich wieder ein ausgetretener Weg ausbildet, dem man bis zur Tschiervahütte folgt (2 steile Stellen mit Ketten gesichert; ca. 2:30h vom Gipfel zur Hütte).
Wer ins Tal absteigen will, wählt den gut ausgebauten und markierten Weg nach Pontresina. Ab dem Hotel Roseg ist eine Kutschenfahrt durch das lange Tal eine gute (aber teure) Möglichkeit, die geschundenen Beine etwas zu schonen. Wer lieber zu Fuß geht benötigt ca. 3:00h bis zum Bahnhof in Pontresina. Von dort mit der Rhätischen Bahn zurück nach Morteratsch.
Wer noch weitere Touren plant (Biancograt auf Piz Bernina, Eselsgrat auf Piz Roseg, o.a.), der nächtigt auf der schönen Tschiervahütte und lässt sich die Abendsonne auf der mit Edelweiss geschmückten Terrasse ins Gesicht scheinen.
Hinweise
- Einkehrmöglichkeit: Bovalhütte, Tel.: 0041 081 8426403, Online Reservierung möglich
- Einkehrmöglichkeit 2: Tschiervahütte, Tel.: +41 (0) 81 842 63 91, Email: tschierva-sac @ bluewin.ch
- keine Einkehrmöglichkeit auf der Tour, Brotzeit einpacken :-)
Karte & Höhenprofil
- Tipp: Tourenbericht und GPS-Track offline nutzen >
Bilder Piz Morteratsch
Bewertung der Tour
Zusammenfassung: Wunderschöne Hochtour in grandioser Kulisse! Ein absolutes Muss für Hochtouren-Liebhaber, die bis zum II. Schwierigkeitsgrad im Fels und bis 45° im Firn/Eis sicher bergsteigen.