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Schwere Hochtouren Am Gipfel des Elbrus - Jiha!

Titelbild: Am Gipfel des Elbrus - Jiha!    Artikel verfasst von:

Elbrus (5642m), Seven Summit

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Der Elbrus (5642m) im russischen Kaukasus-Gebirge gilt als höchster Berg Europas und ist einer der Seven Summits. Die Besteigung des erloschenen Vulkans ist für geübte Bergsteiger mit Gletschererfahrung verhältnismäßig einfach. Die nahezu spaltenfreie Normalroute von Süden aus dem Baksan-Tal ist gut erschlossen, eine Seilbahn und zahlreiche Hütten erleichtern den Aufstieg enorm. Trotz der guten Infrastruktur bietet die Südroute genügend Platz für Puristen und Fair-Means-Verfechter, die den Berg aus eigenen Kräften und im klassischen Stil mit Zelt-Hochlagern besteigen wollen. Aufgrund der niedrigen technischen Schwierigkeiten (“nur” Gletscher, keine Spalten, keine Kletterstellen etc.) ist der Elbrus ein beliebtes Hochtourenziel und dementsprechend bei nahezu jedem Alpinreiseveranstalter im Programm. Wir wollen hier jedoch unsere Erfahrungen einer selbst organisierten Reise und der Besteigung des Elbrus im Expeditionsstil teilen und Euch ermutigen, den Elbrus auf eigene Faust zu besteigen! 

Generelle Hinweise

  • Schwere Hochtour, mehrtägige Akklimatisierung notwendig. Ausschließlich für erfahrene Bergsteiger mit absoluter Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Erfahrung auf Gletschern & sehr guter Kondition.
  • Beste Jahreszeit: Mai – August
  • Dauer: Absolutes Minimum ist 1 Woche (inkl. An-& Abreise), wir empfehlen 10-14 Tage
  • Technik: Gletscher bis 45 Grad
  • Anreise: Flug über Moskau nach Mineralnye Vodi (MRV), dann ca. 4h Autofahrt nach Cheget im Baksan-Tal (das Abenteuer beginnt mit dieser Taxifahrt!)
  • Visum: Für eine Reise nach Russland benötigt man ein Visum. Für das Visum wiederum ist eine russische Referenznummer notwendig, Infos beim Konsulat). Diese erhält man von einer der vielzähligen Reiseagenturen vor Ort, die zudem Anfahrt/Transport und Bergsteiger-Hotel bei Ankunft günstig organisieren (z.B. Pilgrim Tours, Go Elbrus Tours – Es gibt von diesen meist mehrere Pakete, wir hatten das so genannte Lite Packet gebucht und Flüge etc. selbst organisiert)
  • Ausrüstung: Hochtouren-/Gletscherausrüstung, sehr warme Kleidung
  • Essen: In Cheget vor Ort diverse Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Gefriergetrocknete Nahrung und Energieriegel sollte man von daheim mitbringen.
  • Tipp: Wer keine Ahnung hat was der Elbrus ist, sollte dieses Fenster sofort schließen

Wegpunkte 

Azau Seilbahn (2350m) – Mittelstation Mir (3470m) – Bergstation Barrel Camp /  Garabashi Hütten (3750m) – Leaprus Hütten (3900m) – Diesel Hütte (4157m) – Pastukhov Rocks (4690m) – Sedlowina-Sattel (5376m) – Elbrus Westgipfel (5462m) – retour auf dem gleichen Weg

Idealablauf Besteigung Elbrus

Gute Akklimatisierung ist für einen Gipfelerfolg entscheidend. Man sollte also wiederkehrend “hoch steigen” und “tief schlafen”. Folgender Ablauf stellt einen Vorschlag unsererseits dar, schaut Euch gerne im Netz um, was es sonst noch für Vorschläge gibt. Vielfach findet sich die Empfehlung, den Gipfel von den Garabashi-Hütten aus zu besteigen, was allerdings 1900 Höhenmeter Aufstieg in großer Höhe bedeutet. Wir halten eine möglichst hohe Startposition am Gipfeltag für zielführender und empfehlen den Gipfelsturm von den Diesel Huts oder ein Zelt in der Nähe der Pastukhov Rocks. Damit ergibt sich folgende Empfehlung: 

  • Tag 1: Flug, Ankunft Flughafen Mineralnye Vodi & Transfer zum Hotel, ggfs. kleine Wanderung im Tal
  • Tag 2: Akklimatisierungstour aus Tal z.B. zum Ice Camp (3800m, tolle Sicht auf Elbrus), Rückkehr Tal
  • Tag 3: Taxi nach Azau (10 Minuten ab Cheget), Aufstieg oder Auffahrt mit Gondel zu Garabashi Hütten, ggfs. Akklimatisierung, Rückkehr Garabashi Hütten
  • Tag 4: Akklimatisierung bis zu Pastukhov Rocks, langer Aufenthalt, Rückkehr Garabashi Hütten
  • Tag 5: Aufstieg Diesel Hut & Akklimatisierung Pastukhov Rocks, Rückkehr Diesel Hut
  • Tag 6: Gipfelsturm (Start ca. 2 Uhr früh) von Diesel Hut, Rückkehr Diesel Hut
  • Tag 7: Gipfel Reserve
  • Tag 8: Abstieg von Diesel Hut (sofern nicht mehr am Gipfeltag möglich)
  • Tag 9: Rückfahrt Flughafen & Heimflug

Routenbeschreibung Elbrus

Aufstieg zu Garabashi Hütten: Der Aufstieg vom Tal zum Barrel Camp kann zu Fuß oder mit der Seilbahn (Kabine & Sessellift) erfolgen. Leichter Steig, teilweise Forstweg. 99% nehmen aber die Seilbahn. Oben herrscht erstmal Ernüchterung aufgrund des Lärms und Dreck…

Garabashi Hütten – Diesel Hütte: Leichter Anstieg auf Skipiste ohne technische Schwierigkeit (ca. 2h)

Diesel Hütte – Pastukhov Rocks: Leichter Gletscheranstieg ohne technische Schwierigkeit (ca. 3h)

Pastukhov Rocks: Ab den sogenannten Pastukhov Rocks wird das Gelände steiler. Zudem findet man in diesem Bereich Blankeis vor. (ca. 2h)

Pastukhov Rocks – Sedlowina-Sattel: Wirklich lange, anstrengende Flankenquerung (ca. 4h). Bei Vereisung Absturzgefahr. Im weitläufigen Sattel flach, hier auch Notbiwakschachtel.

Sedlowina-Sattel – Elbrus Westgipfel: Gipfelanstieg vom Sattel (ca. 2h). Durch die Ostflanke zieht vom Sattel eine mit Stangen markierte Spur – stellenweise Seilsicherung – steil ansteigend (30°-35°, zudem seitliches Gefälle, Abrutschgefahr!) zum Gipfelplateau / Kraterrand. Ab dem Kraterrand noch ca. 30 Minuten flach Richtung Westen zum Gipfel. 

Elbrus Gipfel: Der Gipfel ist flach und breit und bietet Platz für viele Personen. Hervorragende, überwältigende Aussicht am typischen Gipfelstein. Diesen bitte nicht mitnehmen. 

Abstieg: Der Abstieg ist genau wie der Anstieg bei guten Bedingungen nicht schwierig. Dennoch geschehen die meisten Unfälle auf dem Rückweg, in vielen Fällen begründet durch Erschöpfung. 

Unterkünfte Elbrus 

Wer ohne Zelt unterwegs ist, findet zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten im Tal und während der Besteigung. Die Hütten und Container kann man im Tal durch seinen Reiseveranstalter buchen lassen. Alternativ kann man sich direkt vor Ort einen Schlafplatz sichern: die (Not-)Unterkünfte sind zahlreich und nahe bei einander liegend (Kosten: ab ca. 500 Rubel = 13€ pro Nacht pro Person).

  • Hotel Cheget: wurde uns über Pilgrim Tours vermittelt, in Cheget gibt es zahlreiche Hotels
  • Barrel Camp / Garabashi Hütten bei Bergstation (3750m): Wie große Ölfässer liegen die sogenannten Botschiks im Schnee und dienen – mehr schlecht als recht – als Herberge
  • Leaprus Hut (3900m): ganz neu, bei unserer Besteigung noch nicht vorhanden
  • Diesel Hut (4157m): vormals “Prijut 11”, schlechter Zustand 
  • Überall: Eigenes Zelt, immer schön!
  • Achtung: Verpflegung gibt es in der Regel in den Hütten nur für Übernachtungsgäste!

Neben den oben genannten Hütten gibt es noch diverse, vereinzelte kleine Container zwischen Barrels und Diesel Hut. 

Routenverlauf & GPX Elbrus

- Download GPS-Track >
- Tipp: Tourenbericht und GPS-Track offline nutzen >

Tipps für die Elbrus-Besteigung

  • Links Wetterbericht Elbrus: Einigermaßen guter Wetterbericht für den Elbrus auf 3203 m,  auf 4422 m,  am Gipfel (5642 m)
  • GPS mitnehmen! Der Gipfel ist extrem exponiert und kann auch bei schönem Wetter über Stunden in dichten Wolken verschwinden. Im White-Out und bei schlechtem Wetter kann man sich trotz der guten Wegmarkierung (Fähnchen im 50m Abstand) verirren! Die meisten Unfälle mit Todesfolge sind Folge von Orientierungsverlust!
  • Anseilen am Elbrus: Die meisten Elbrus-Besteiger haben während unseres Aufenthalts auf die Verwendung eines Seils verzichtet, um Gewicht zu sparen und Kraftreserven zu schonen. Diese Tatsache stellt keine generelle Empfehlung dar! Die Mitnahme des Seils sollte jeder Besteiger selbstbestimmt aufgrund der Verhältnisse vor Ort entscheiden.
  • Ausrüstungsverleih: In Cheget findet man verschiedene Anbieter, die altes, aber brauchbares Equipment vermieten. Man kann hier wirklich alles ausleihen (Schuhe mit Innenschuh, Steigeisen, Pickel) und kaufen (Gaskartuschen).
  • Wer im Zelt schläft, hat gerne dauerhaft trockene Schuhe. Es empfiehlt sich deshalb über den Socken eine Plastiktüte oder einen Socken mit Dampfsperre (z.B. von Exped) anzuziehen. Weiterer Vorteil ist die verminderte Reibung im Schuh, Blasen sind absolut nicht zu befürchten.
  • Flug rechtzeitig buchen kann viele hundert Euros sparen. Besonders günstige Flüge nach Moskau gibt es von Berlin. Auch wenn man nicht in Berlin lebt, kann die zusätzliche Anreise mit Zug/ Mitfahrzentrale den Reisepreis deutlich drücken!
  • Reiseveranstalter am Elbrus für Elbrus-Individualreisende sind Go-Elbrus und Pilgrim-Tours. Bei Go-Elbrus arbeitet die Münchnerin Liza Pahl, die Euch auch auf Deutsch beraten kann. Bei Pilgrim-Tours geht’s nur auf Englisch, allerdings auch sehr gut organisiert und professionell. Wir haben gute Erfahrungen mit Pilgrim gemacht. Die Reiseveranstalter organisieren euch die VISA-Support Papiere (zur Beantragung des RUS-Visums), Flughafentransfer, Unterkunft vor Ort und erledigen alle notwendigen Behördengänge/Papierkram nach Eurer Ankunft in Russland.
  • Funknetz: Bis zu einer Höhe von ca. 4300hm hatten wir recht konstanten Handyempfang. Dennoch sollte ggfs. ein Satellitentelefon oder SOS-Messenger mitgenommen werden.

Fazit Elbrus

Selbst geplant und selbst durchgeführt ist eine Reise ins Baksan-Tal wirklich noch ein Abenteuer. Die Besteigung mit einem Zelt ist zwar beschwerlich, aber den zumeist verwahrlosten Unterkünften am Berg vorzuziehen. Zudem wird das Bergerlebnis gesteigert, wir denken nur an die grandiose Aussicht aus der Zeltluke auf den Sonnenaufgang über einem Wolkenmeer! Diese kompensiert dann auch den Lärm und Dreck an der Gipfelstation etwas. Der Elbrus ist in jedem Fall spätestens ab 4500hm ein majestätischer Vulkan mit einem wunderschönen Doppelgipfel. Trotz seiner höhe ist er recht einfach zu besteigen, aber nie zu unterschätzen. Wir hatten Glück, er hat uns willkommen geheißen und auf sein Haupt steigen lassen, wir hoffen Euch auch!

Bilder von der Elbrus Besteigung

Bewertung Elbrus

Elbrus (5642m), Seven Summit https://www.bergtour-online.de/wp-content/uploads/2017/06/elbrus-116.jpg
Aussicht
Aufstieg
Abstieg
Natur gesamt
Verkehr & Trubel

Zusammenfassung:

4.4


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8 Kommentare zu Elbrus (5642m), Seven Summit

  1. Laura sagt:

    Toller und hilfreicher Bericht!
    Mein Freund, ein Freund von uns und ich wollen dieses Jahr auf den Elbrus. Auch auf eigene Faust und mit Zelt. Wir haben bisher keine Zelt Erfahrung in dieser Höhe. Letztes Jahr am Mont Blanc wurden wir noch mit gut ausgestatteten Hütten verwöhnt. Auf welcher Höhe war eure letzte Zeltstation und habe ihr das Zelt während des Anstiegs einfach stehen gelassen? Wir überlegen auch wieder über Hütten zu gehen, nur sind die am Elbrus scheinbar wirklich nicht schön und noch dazu halte ich am Gipfeltag 1900hm zurückzulegen für unrealistisch bzw. nur schwer machabr. Deswegen die Zelt Option.

    • Alex sagt:

      Hallo Laura,
      als wir im Mai hochglaufen sind waren viele mit Zelt unterwegs,…..glaub auf Höhe der Pastuv Rocks habe ich die letzten gesehen,….wir haben oben an der Gipfelstation die Skidoofahrer gefragt ob es noch Platz gibt in den Fässern 20 m oberhalb der Gipfelstation und wir konnten da für 10 euro die Nacht pennen….war super lustig weil wir mit andern Bergsteigern im Kontainer waren.
      Falls ihr Ski fahrt würde ich auf jedenfall dei Skivariante nehmen.
      Im Tal waren wir im Hostel mit Jacuzzi top…. und die haben uns ein Taxi vom Flughafen organsiert…auf Bergführer haben wir verzichtet weil das Weg ja total easy ist….was mein Aufstieg gerettet hat war ne winddichte Hose!!!
      Bei Fragen melden.. viele Grüsse
      ALex

  2. Alexander Cajar sagt:

    Hallo Jungs,
    danke für den tollen Bericht und die Bilder…sieht allerdings so aus als ob man da mit Ski nicht soviel Spass hätte beim Abstieg bzw Abfahrt…..meint Ihr es lohnt sich trotzdem das mit Ski zu machen?

    • Fritz sagt:

      Hi Alexander, der Elbrus wird eigentlich ziemlich rege mit Ski gemacht, ich glaube das nächste Mal würden wir das definitiv überlegen. Ab dem Rocks ist es eigentlich eine Skipiste, theoretisch kann man locker bis zum Sattel oder zum Gipfel mit Ski aufsteigen. Am besten Du checkst dazu auch mal einige andere Seiten & Berichte! Wenn Du es macht, lass es uns wissen wie es war :) Viele Grüße

  3. Chris sagt:

    Tolle Seite!
    Ist mir sehr nützlich als Vorbereitung. Ich möchte es Anfang August solo (Light Package von Pilgrim) versuchen. Vor hohen Bergen habe ich immer grossen Respekt, obwohl ich schon zig-mal über 6000 Meter gestiegen bin. Allerdings liegt mein letzter Ausflug in diese Höhe einige Jahre zurück. Für welchen Kocher habt Ihr vor Ort Gas gekauft?

    • Fritz sagt:

      Hallo Chris,

      danke für Dein Feedback und wir sind gespannt, wie es Dir so ergehen wird :)

      Wir hatten einen Standard Primus (glaube Mimer) dabei, aber Gas gibts da in allen Varianten und Mischungen ;)

      Das nächste Mal würden wir wohl den Jetboil mitnehmen, geht dann einfach schneller!

      Viele Grüsse & Erfolg

  4. Hardy sagt:

    Ja, die Tour war unvergesslich. Komme eben runter und fliege jetzt nach Hsuse nach Schweden. Am Berg war ich Solo und mit Zelt unterwegs, habe vor dem summitday bei den Rocks auf etwa 4600m gezeltet. Ein guter Ausgangspunkt, den aber vorallem Russen benutzen. Für eine zeltende seilgemeinschaft bietet sich der Nordsufstieg an, bei dem man auch die lästigen Schneefahrzeuge los ist. Daher würde ich auch das Erlebnis “Aufstieg” und “Natur” via Normalweg vom Süden eher als 2 von 5 Sternchen bewerten, im Gegensatz zum Mont Blnc beispielsweise, wo man eben nicht eine Piste hochstampft. Ab der Traverse ist die Tour allerdings schön, jedoch braucht laut mir ausnahmsweise keine Schwindelfreiheit bei höchstens 35 Grad und Fixseilen vor dem Gipfelanstieg.

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